Olive Ridley Project

Das Olive Ridley Projekt auf Coco Palm Dhuni Kolhu
Dezember 2019

Dieser Bericht ist geeignet für alle, die sich über dieses Schildkröten Rettungsprojekt informieren wollen und/oder dieses Projekt unterstützen möchten.

PROTECTING SEA TURTLES AND THEIR HABITATS IN THE INDIAN OCEAN

Das Olive Ridley-Projekt schützt Meeresschildkröten und ihre Lebensräume im Indischen Ozean durch Rettung und Rehabilitation verletzter Meeresschildkröten, Forschung und Ausbildung, Entfernung von Geisternetzen aus dem Ozean und durch Reduzierung und Wiederverwendung von Geisternetzen.

Anflug auf und um Coco Palm Dhuni Kolhu

Die Olive Ridley Schildkröte (Lepidochelys olivacea) ist auf den Malediven eine recht seltene Art. Um diese Schildkrötenart zu schützen und zu erhalten wurde 2017 auf Coco Palm Dhuni Kolhu eine Rettungsstation errichtet, die sich in erster Linie um Geisternetzopfer kümmert. Diese ist bereits medizinisch gut ausgerüstet und mit einem Tierarzt/einer Tierärztin in Vollzeit besetzt. Voluntäre (z.B. Carla Nicholson) kommen regelmäßig zur praktischen Unterstützung dazu.

Untersuchungen und Behandlungen mit Labor, Röntgen, Ultraschall, OP und Wundversorgung sind möglich. Ausgelegt für 8 Patienten, ist diese Station oft überbelegt. 10 oder 12 Schildkröten gleichzeitig ist keine Seltenheit und fordert vom Team teilweise Einsatz rund um die Uhr. Derzeit kümmert sich Dr. Jackie (Turtle Jackie) aus Australien als Tierärztin mit leidenschaftlichem Einsatz um die verletzten Tiere und steht neben den organisatorischen Dingen und der Berichterstellungen im Internet darüber hinaus noch für die Fragen der Besucher bereit.

Geisternetze sind verlorene Fischernetze. Die Netze können oftmals beim Fang nicht eingeholt werden, da sie zu schwer sind und aufgegeben werden. Das Netz sinkt zum Meeresboden mit allen gefangenen Tieren, die dadurch elend zu Grunde gehen. Die Netze können das Riff schädigen und während der Zeit im Wasser gelangen Korallen und auch Parasiten an die Netze.

 

Andere Meeresbewohner fressen die Netze leer. Da an den Netzen meist Auftriebskörper befestigt sind, kommen sie wieder an die Oberfläche, sobald sie leicht genug sind, um von den angebrachten Auftriebskörpern getragen zu werden. Durch die Strömung können die Netze über weite Wege transportiert werden, und bewegen sich dadurch in andere Regionen. Schildkröten und andere Tiere gelangen in die Netze, verfangen sich darin und können sich oft nicht mehr selber befreien und der Überlebenskampf beginnt. Dabei fügen sich die Schildkröten erhebliche Verletzungen zu, insbesondere Einschnürungen an den Extremitäten/Flossen bis hin zur Abtrennung, sowie Verletzungen an Kopf und Panzer.

Manche Tiere werden rechtzeitig gefunden und können lebend aus den Geisternetzen befreit werden. Bilder und Videos dazu kennen viele aus dem Internet. Die verletzen Schildkröten müssen oft über weite und langwierige Wege zu den Rettungsstationen gebracht werden. Dies geschieht meist mit Booten von Insel zu Insel. Das Wasserflugzeugunternehmen TMA unterstützt dabei und übernimmt auf ihren Flugrouten oftmals Transporte verletzter Tiere zu den Stationen.

Ein Beispiel ist Schildkröte Bernie, der am 10.12.2019 am späten Nachmittag Dhuni Kolhu mit TMA erreichte. Um 17:30Uhr erreichte das Wasserflugzeug Dhuni Kolhu. Wir duften Bernie von der Flugbesatzung des Fluges 608 in Empfang nehmen und ihn an Land bringen. Er war fürsorglich in feuchte Tücher gewickelt und in einem ausreichend großen Karton untergebracht.

Bernie hatte sich nicht nur ausgeprägte Verletzungen der Extremitäten zugezogen, sondern hatte zudem noch einen Teil des Netzes verschluckt, indem er sich verfangen hatte. Die Erstuntersuchung und -versorgung begann sofort nach Ankunft in der Station. Nach der ersten Sichtung wurden Gewicht und Größe bestimmt und eine Einschätzung des Allgemeinzustandes vorgenommen. Der Allgemeinzustand war relativ schlecht.

Bernie war dehydriert und sehr schwach. Teile des verschluckten Netzes schauten heraus. Dieses kann nicht wieder auf umgekehrtem Weg herausgezogen werden, weil dadurch die inneren Organe erheblich verletzt werden. Infusion mit Kochsalzlösung und Schmerzmedikation folgten und die Bestimmung der Laborparameter. Die Wunden wurden erstversorgt und das herausschauende Teil des Netzes so tief wie möglich abgeschnitten, damit es nicht weiter im Maul stört und auch nicht weiter verschluckt werden kann.

Da noch kein Endoskop zur Verfügung steht, sollten die verschluckten Netzteile erstspäter in einer offenen Operation entfernt werden. Bernie kam nun erstmal in eines der Becken zur Erholung. Im Gegensatz zu vielen anderen war er aber in der Lage, trotz seiner momentan sehr schlechten Gesundheitsverfassung eingeschränkt, aber trotzdem selbständig zu tauchen. Das machte uns zunächst Hoffnung. Zwei Tage später erfolgte dann die Operation.

Leider war es nicht möglich, alles Verschluckte zu entfernen. Zudem war Bernies Herz zu schwach und Bernie ist aus der Narkose nicht mehr aufgewacht. 36 Stunden wurde er per Hand beatmet und überwacht, bis sein Herz aufhörte zu schlagen. Wir danken allen Beteiligten, die sich für das Überleben von Bernie eingesetzt haben und sich weiterhin um die vielen anderen Schildkröten mit einem so enormen Einsatz kümmern.

Neben diesem traurigen Ereignis durften wir aber auch dabei sein, als Orla wieder ins Meer zurückkehren durfte.
Ein unvergesslicher Moment.

 

Talia konnte ein paar Tage nach unserer Abreise gesund ins Meer zurück.

Uns ist es ein Anliegen, dieses Projekt zu unterstützen. Das Team von Maledivenforum plant ein Ophtalmoskop und zunächst eine Röntgenkassette zu spenden. Bereitstellung und Transfer dafür sind bereits geplant und wir hoffen, dass die Übergabe Ende der zweiten Januarhäfte 2020 stattfinden kann.

*Ergänzung: Die ersten „Teile“, wie die Röntgenkassetten und das Ophtalmoskop sind bereits am 25.01.2020 angekommen. Herzlichen Dank an Michi Guth und ihren Mann. Beide hatten sich bereit erklärt, die gespendeteten medizinischen Geräte mit auf die Insel zu nehmen.

Wer dieses Projekt ebenfalls unterstützen möchte, findet auf der Internetseite von Olive Ridley Project verschiedene Möglichkeiten. https://oliveridleyproject.org/donate
Ein Besuch der Schildkrötenrettungsstation ist bei einem Aufenthalt auf CPDK ebenfalls möglich. Die Mitarbeiter des Olive Ridley Projects stehen dort von 9.00 bis 17.00 Uhr gerne für Fragen zur Verfügung. Vielleicht habt ihr ja Glück und könnt auch eine Schildkröte auf ihrem Weg zurück ins Meer begleiten.

Vielen Dank an das gesamte Team vom Olive Ridley Project für euren Einsatz und Engagement.
Es ist einfach großartig was ihr hier täglich leistet!
Ute & Peter

Vielen Dank für den Bericht und die tollen Bilder an Ute und Peter